In Deutschland leben mehr als 150.000 Menschen mit einem künstlichen Darmausgang. Der Anus praeter oder Stoma, wie der künstliche Darmausgang auch heißt, ist ein operativ geschaffener Darmausgang durch die Bauchdecke. Das ist immer dann notwendig, wenn aufgrund einer Erkrankung die Darmentleerung auf natürlichem Weg nicht mehr möglich ist. Häufig ist Darmkrebs die Ursache für eine solche Maßnahme. Aber auch entzündliche Darmerkrankungen können einen künstlichen Darmausgang notwendig machen.
Bei manchen Patienten ist der künstliche Darmausgang nicht die endgültige Lösung, bei manchen ist sie dauerhaft. Diese Menschen bleiben bis zum Ende ihres Lebens Stomaträger. Ein vorübergehender künstlicher Darmausgang kann immer dann notwendig werden, wenn ein Teil des Darms, beispielsweise nach einer Operation, erst abheilen muss, bevor er seine normale Funktion wieder übernehmen kann. So ein protektives Ileostoma wird in einer weiteren Operation wieder rückverlegt.
Vielfältige Ursachen können Stoma notwendig machen
Grundsätzlich lassen sich drei Arten von künstlichen Darmausgängen unterscheiden: Das Ileostoma, das Kolostoma oder das Urostoma. Welches Stoma der Arzt anlegen muss, hängt von der Grunderkrankung ab. Darmkrebs, Blasenkrebs oder schwerwiegende Funktionsstörungen des Darms oder der Harnblase können eine Stomaoperation notwendig machen. Auch chronisch-entzündliche Erkrankungen und angeborene Fehlbildungen machen in einigen Fällen einen künstlichen Darmausgang notwendig. Patienten tragen dann einen Stomabeutel nach der OP, über den sie ihren Darm entleeren. Den Umgang damit lernen sie bereits im Krankenhaus, damit sie sich nach der Entlassung aus der Klinik zuhause selbst versorgen können.
Das Rektumkarzinom
Ein Karzinom kann auftreten und wachsen, wenn bestimmte Risikofaktoren vorliegen. Dazu gehören genetische Veranlagung und auch chronisch-entzündliche Darmerkrankungen. Das Risiko für Darmkrebs steigt beispielsweise durch Bestrahlungstherapie im unteren Bauchbereich. Auch die falsche Ernährung mit zu viel Fett und zu wenig Ballaststoffen, was sehr häufig zu Übergewicht führt, kann die Entstehung eines Karzinoms begünstigen. Durch die Tumore verändert sich der Stuhlgang. Hinzu kommen weitere Hinweise wie häufig und oft schmerzhafte Darmentleerung oder hellrotes Blut im Stuhl. Ein Tumor im oberen Mastdarm kann sich mit Verstopfung und auch mit Durchfall bemerkbar machen. Im weit fortgeschrittenen Stadium kommt es zu sogenannten Spätsymptomen. Dazu gehören nicht willentlich steuerbare Pupse, Stuhlgang, der nur aus Schleim oder Blut besteht, sogenannter Bleistiftstuhl, also Stuhlgang der zwar sehr fest ist aber so dünn wie ein Bleistift. In 90 Prozent der Fälle ist eine operative Behandlung erfolgreich.
Befindet sich das Karzinom im oberen oder mittleren Bereich des Rektums, ist es oft möglich, den Schließmuskel zu erhalten. Dann entfernt der Chirurg nur einen Teil des Rektums und legt einen künstlichen Darmausgang, der meistens nach einiger Zeit wieder zurückverlegt werden kann. Ist es notwendig, den Mastdarm und auch den Schließmuskel vollständig zu entfernen, erhält der Patient ein dauerhaftes Stoma.
Mit der Darmspiegelung als regelmäßiger Vorsorgeuntersuchungist es möglich, insbesondere bei den Risikogruppen ein Karzinom frühzeitig zu diagnostizieren.
Darmverschluss kann auch eine Ursache für die Anlage eines Stomas sein
Beim Darmverschluss lassen sich zwei Arten unterscheiden. Es gibt mechanisch verursachten Darmverschluss, der beispielsweise durch verdrehte Darmschlingen oder Kot entstehen kann. Daneben kann auch eine Lähmung der Muskulatur im Darm einen Darmverschluss verursachen. Kommt es zu einem Darmverschluss, ist das ein lebensbedrohlicher Zustand, der eine rasche Operation notwendig macht.
Zu den Symptomen bei einem Darmverschluss gehören:
- Krämpfe
- Bauchschmerzen
- Blähbauch
- Erbrechen, manchmal sogar von Kot
- kein Stuhlabgang
Kotballen oder Geschwüre können eine Verengung der Darmpassage und sogar einen vollständigen Darmverschluss verursachen, was sehr schnell gehen kann. Bei einer Darmlähmung ist die Entwicklung des Darmverschlusses eher langsam. Die verlangsamte Darmbewegung hat eine schlechte Durchblutung der Darmschleimhaut und verminderten Transport des Darminhalts zur Folge, was letztendlich den Darmverschluss verursachen kann.
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa zählen zu den häufigsten chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED). In Deutschland gibt es Schätzungen zufolge etwa 450.000 Menschen, die daran leiden. Erste Symptome sind:
- fehlender Appetit
- aufgeblähter Bauch
- häufiger Durchfall
- starke Bauchschmerzen
Eine genaue Diagnose zu stellen ist oft schwierig und langwierig, da beide Krankheiten noch nicht hinreichend erforscht ist. Insbesondere die Ursachen sind noch nicht schlüssig erklärbar. Es ist sinnvoll, für die Ursachenfindung und Behandlung ärztliche Spezialisten aufzusuchen, da diese über die notwenige Erfahrung mit solchen Erkrankungen verfügen. Häufig treten sie zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr zum ersten Mal – meist sehr überraschend – auf und haben einen schubhaften Verlauf.
Bei vielen Patienten ist mindestens eine Operation notwendig, in der der Arzt erkranktes, vernarbtes und stark entzündetes Darmgewebe entfernt. Häufig ist ein vorübergehendes Stoma, damit die Entzündungen abklingen und die Operationsnarben heilen können, erforderlich Bei weniger als zehn Prozent der Patienten ist ein permanentes Stoma oder ein Pouch notwendig. Am häufigsten ist dabei der Übergang zwischen Dünndarm und Dickdarm betroffen oder der Dick- und Mastdarm insgesamt.
Polypen im Dickdarm
FAP, also die familiäre adenomatöse Polyposis, kann ebenfalls Grund für einen künstlichen Darmausgang sein. Dabei bilden sich im Dickdarm übermäßig viele Polypen. Infolgedessen kommt es sehr oft im jungen Alter zu Darmkrebs.
Es handelt sich um eine autosomal dominante Erbkrankheit, die mit einer Wahrscheinlichkeit von 1 : 10.000 eintritt. Zu 50 Prozent können Kinder die Erkrankung erben. Mit etwa zehn Jahren entstehen bereits erste Polypen, die sich immer weiter ausbreiten. Noch vor dem 20. Lebensjahr bilden sich mit hoher Wahrscheinlichkeit bösartige Tumore. Ein Prozent der Betroffenen leidet an einem Rektumkarzinom. Der Arzt entfernt in einer Operation die betroffenen Teile des Darms und legt einen künstlichen Darmausgang oder einen Pouch an.
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