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Krankheitsbilder

EoE – daran müssen Sie nicht schwer zu schlucken haben! 

Die Zahl derer, denen die seltene Speiseröhrenerkrankung eosinophile Ösophagitis (EoE) Schluckbeschwerden macht, steigt nachweislich und vor allem in Industrieländern. Als Ursache werden Allergene in der Nahrung und der Luft vermutet. Im Interview berichtet Prof. Dr. Ahmed Madisch, Facharzt für Gastroenterologie und EoE-Spezialist, wie sich die belastende Krankheit gut in Schach halten lässt.

Prof. Dr. Ahmed Madisch 

Centrum Gastroenterologie Bethanien, Agaplesion Krankenhaus Bethanien 

Prof. Dr. Madisch, was passiert bei der EoE im Körper Betroffener?

Bei EoE-Betroffenen ist die Barrierewirkung der Schleimhaut der Speiseröhre gestört. Das macht die Schleimhaut durchlässig für Allergene, mit denen sie über Speisen, Getränke und die Luft in Kontakt kommt. Die Allergene dringen in die Schleimhaut ein und verursachen lokale Entzündungen, die mit der Zeit die Gewebestruktur verändern können, sodass die natürliche Schluckbewegung beeinträchtigt und auch schmerzhaft ist – insbesondere, wenn man Gröberes wie Fleisch oder Trockenes wie Brot isst. Schlimmstenfalls bleiben Speisebrocken in der Speiseröhre stecken und müssen in einer Notfallendoskopie entfernt werden. 

Wie wird die EoE diagnostiziert und was erschwert die Diagnose mitunter?

Ein Verdacht auf EoE lässt sich beim Gastroenterologen mit Gewebeproben der Speiseröhre schnell und sicher bestätigen. Allerdings kommt dieser Verdacht nicht sofort auf. Denn Betroffene passen ihre Ernährungsweise oft lange an, indem sie auf bestimmtes Essen ganz verzichten, stets sehr gut kauen und mit viel Flüssigkeit „spülen“. Und selbst wenn sie mit ihren Beschwerden zum Arzt gehen, beschreiben sie diese mitunter ungenau, sodass selbst der Arzt, dem die seltene Erkrankung EoE ein Begriff ist, nicht sofort an diese denkt. Verwechslungen mit der Refluxkrankheit sind nicht selten.

Gibt es den „typischen EoE-Patienten“?

Ja. Am häufigsten bekommen Männer zwischen 30 und 40 Jahren die Diagnose EoE, Frauen sind eher seltener betroffen. Typisch sind begleitende Allergien und Erkrankungen wie Neurodermitis, Heuschnupfen und Asthma.

„Einmal im Jahr sollte ein Gastroenterologe den Verlauf checken.“

Prof. Dr. Madisch

Welche Therapien gibt es für Betroffene und wie bewerten Sie diese?

Wir behandeln die EoE mit einem lokal wirkenden Kortison in Tablettenform. Die Tabletten werden morgens und abends in den Mund gelegt, wo sie sich auflösen. Bei über 90 Prozent der damit Behandelten normalisiert sich das Entzündungsgeschehen, sodass sie beschwerdefrei leben können.

Wer auf das Kortison nicht anspricht oder es nicht verträgt, kann die EoE auch mit einer Eliminationsdiät gut behandeln. Diese ist aber mit teilweise erheblichen Einschränkungen im täglichen Leben verbunden und nur mit sehr viel Disziplin durchzuhalten. Zudem ist seit Anfang 2023 eine Antikörpertherapie zugelassen, die als Reservetherapie angewendet werden kann. Die Antikörper werden einmal pro Woche per Spritze über die Bauchdecke verabreicht.

Worauf kommt es an, wenn man die EoE erfolgreich in Schach halten möchte?

Die EoE ist eine sich langsam einschleichende chronische Erkrankung. Deshalb bleibt nur beschwerdefrei, wer nach der ersten Akuttherapie dauerhaft gegenhält. Einmal im Jahr sollte ein Gastroenterologe den Verlauf checken. 

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