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Krankheitsbilder

Die seltene Stoffwechselkrankheit cerebrotendinöse Xanthomatose (CTX)

CTX, seltene Erkrankungen,
CTX, seltene Erkrankungen,
Foto: Anastasiia Ylitko/Shutterstock

Im Interview spricht Prof. Dr. Ullrich Wüllner über die Krankheit mit unspezifischen Symptomen, aber auch über die genaue Diagnose und Therapiemöglichkeit.

Die cerebrotendinöse Xanthomatose (CTX) ist eine seltene Stoffwechselkrankheit. Worum handelt es sich bei dem Krankheitsbild?

Die CTX ist eine angeborene Störung des Cholesterin- und Gallensäurestoffwechsels, die zur Folge hat, dass für die Verdauung wichtige Gallensäuren im Darm fehlen. Cholesterin ist ein wichtiger Bestandteil aller Körperzellen; überschüssiges Cholestanol, ein Verwandter des Cholesterins, lagert sich bei der CTX in vielen Organen des Körpers ab, was die normale Funktion beeinträchtigt. Wie der Name sagt (cerebro = Gehirn und tendinös = Sehnen), besonders im Gehirn und in den Sehnen. Die Erkrankung beginnt schon sehr früh in der Embryonalentwicklung und kann sich – je nach Schwere – bereits im Kindes- und Jugendalter manifestieren.

Was sind die häufigsten Symptome?

Die häufigsten beziehungsweise typischen Symptome zeigen die schwer betroffenen Kinder, die bereits im Neugeborenenalter an einer verlängerten Neugeborenengelbsucht und im weiteren Verlauf dann an chronischem Durchfall leiden. In Kombination mit diesem hartnäckigen Durchfall tritt – entweder gleichzeitig oder über einige Jahre versetzt, zum Beispiel im Schulkindesalter – eine beidseitige Linsentrübung (Katarakt) auf.

In der Erwachsenenneurologie sieht man eher die milderen Formen mit zum Teil unspezifisch anmutenden Symptomen, wodurch es oft mehrere Jahre  dauert, bis die Krankheit diagnostiziert wird. Neben dem Katarakt oder Verdickungen der Sehnen werden Neuropathien, Arteriosklerose und Osteoporose beobachtet.

Über die körperlichen Symptome hinaus kommt es in der Schule bei den betroffenen Kindern oft zu Lernschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten. Wie hängt das mit der Stoffwechselerkrankung zusammen?

Durch den genetischen Defekt (das betroffene Gen ist CYP27A1) kommt es nicht nur zur Ablagerung des Cholestanols in den verschiedenen Organen, sondern es fehlt den Körper- und Nervenzellen auch das 27-Hydroxycholesterin. Hier gibt es noch großen Forschungs- und Aufklärungsbedarf, da die biochemischen Folgen dieser Stoffwechselstörung noch nicht gut verstanden sind.

Wie wird die Diagnose der CTX gestellt und wie verläuft die Krankheit, wenn sie nicht diagnostiziert wird?

Wenn die CTX nicht diagnostiziert wird, kann schwere Behinderung und Tod die Folge sein. Eine frühzeitige Diagnose der CTX ist daher sehr wünschenswert, wobei diese eben abhängig ist vom Erkennen der frühen Krankheitszeichen. Besteht der Verdacht auf CTX, wird die Diagnose mithilfe einer Blutuntersuchung gestellt: Eine erhöhte Serum-Cholestanol-Konzentration und das Fehlen von 27-Hydroxycholesterin sind charakteristisch. Zudem ist es sinnvoll, die Erkrankung auch genetisch zu bestätigen – die Weiterentwicklung der genetischen Techniken wird die Diagnosestellung in Zukunft sicher erleichtern.

Die CTX kann bereits heute behandelt werden. Wie sieht eine solche Therapie aus?

Eine fehlende Gallensäure kann ersetzt werden, sodass der Gallensäurestoffwechsel und die Verdauung wieder besser funktionieren. Die zusätzliche Gabe eines Statins, um die Bildung von Cholestanol zu reduzieren, ist ebenfalls sinnvoll. Leider wird dadurch der Gallensäurestoffwechsel nicht vollständig normalisiert.

Begleiterkrankungen wie epileptische Anfälle oder Veränderungen der Muskelspannung (Spastizität) werden symptomatisch behandelt. Oft ist eine Kataraktoperation erforderlich. Die genetische Ursache der CTX kann zwar heute noch nicht behandelt werden, die Therapie kann aber die Folgen abmildern und Betroffenen ein weitgehend normales Leben ermöglichen.

Die Symptome der Cerebrotendinösen Xanthomatose (CTX)

Allgemeine Symptome – Im Säuglings- und Kindesalter:Allgemeine Symptome – Im Erwachsenenalter:
Verlängerte NeugeborenengelbsuchtFrühzeitige Arterienverkalkung
Chronischer DurchfallXanthome (geschwulstartige Verdickungen im Bereich der Hände,
Ellenbogen, Achillessehnen, Knie oder des Halses)
GallensteineOsteoporose
Beidseitiger grauer StarKardiovaskuläre Probleme
Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung Neurologische und psychiatrische Auffälligkeiten
Entwicklungsverzögerung
Epilepsie


Autor: Charlie Schröder

Information

Die CTX ist eine seltene angeborene Stoffwechselerkrankung.
Die Erkrankung zeigt sich durch sehr unspezifische Symptome. Dadurch kann es oft mehrere Jahre dauern, bis die Erkrankung erkannt wird.
Betroffene Kinder leiden häufig bereits im Neugeborenenalter an einer verlängerten Neugeborenengelbsucht. Im weiteren Verlauf zeigt sich bei den Kindern ein chronischer Durchfall. In Kombination mit diesem hartnäckigen Durchfall tritt ab dem Schulkindalter ein beidseitiger grauer Star auf, der entweder gleichzeitig oder über einige Jahre versetzt auftreten kann.
Zudem können die Kinder Schwierigkeiten in der Schule aufgrund einer verminderten Intelligenz haben.
Ist die Diagnose gestellt, ist die CTX sehr gut behandelbar und die Betroffenen können bei frühzeitiger Diagnose und Behandlung wieder ein nahezu normales Leben führen.

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